"So will ich sagen, mein Jesu, gib es immer her. Wird mir mein Leiden einst zu schwer, so hilfst du mir es selber tragen.“
Carl. Ph. Emanuel Bach schrieb an Johann Nikolaus Forkel, 1774 über die Musik seines Vaters. Die 6 Clavirtrio, die unter ihren Nummern zusammengehören, sind von den besten Arbeiten des seeligen lieben Vaters. Sie klingen noch jetzt sehr gut, und machen mir viel Vergnügen, ohngedacht sie über 50 Jahre alt sind. Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann.“
"Man kann von ihrer Schönheit nicht genug sagen.“ (Forkel, 1802)
Dem ist auch heute im Jahre 2017 über 200 Jahre später kaum etwas hinzuzufügen und es mutet beinahe unglaublich an, dass die Faszination dieser Musik ungebrochen ist. Bachs musikalisches Werk ist ein absoluter Mittelpunkt und eine zeitlose Essenz unseres kulturellen, intellektuellen Erbes und Daseins.
PROGRAMM
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Sonate I in G-Dur (BWV 1027)
Adagio - Allegro ma non tanto – Andante - Allegro moderato
August Kühnel (1645-1700)
“Herr Jesu Christ, du höchstes Gut”
Choralvariationen für Viola da gamba und Basso continuo
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Sonate II in D-Dur (BWV 1028)
Adagio – Allegro – Andante - Allegro
August Kühnel (1645-1700)
“Herr Jesu Christ, du höchstes Gut”
Choralvariationen für Viola da gamba und Basso continuo
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Sonate III in g-Moll (BWV 1029)
Vivace – Adagio - Allegro
Werkeinführung zu den Sonaten für Viola da Gamba und Cembalo (BWV 1027-1029)
Bachs Sonaten für Viola da Gamba und obligates Cembalo sind Zeugen nicht nur lebendigster Erfindungs- und Gestaltungskraft, sondern auch intensiver künstlerischer Gedankenarbeit. Bach begann hier - gleich zahlreichen Zeitgenossen - damit, eigene Generalbass Triosonaten in Duo-Sonaten mit obligater Clavier-Stimme umzuschreiben, indem er eine Oberstimme dem Clavier-Diskant zuwies und auf eine Generalbassausfüllung verzichtete, was bei der Intensität und harmonischen Dichte seines 3-stimmigen Satzes ohne weiteres möglich war. Beispiel einer solchen Metamorphose ist die 1. Sonate in G-Dur (BWV 1027). In ihr überwiegt ein heiter entspanntes Musizieren, in das aber der nachdenkliche, harmonisch sehr reiche dritte Satz eine ernstere Note bringt. Sie war ursprünglich eine Sonate für zwei Flöten und Generalbass; der letzte Satz ist auch als Orgeltrio-Fassung überliefert. Die drei Gambensonaten, deren Entstehung möglicherweise Fürst Leopolds Interesse an der Gambe zu verdanken ist, bilden keine Werkeinheit und finden sich in keiner Quelle vereint. Trotzdem hat jeder Satz einen klar geprägten Eigencharakter. Die überwiegend hell getönte und virtuose D-Dur Sonate (BWV 1028) ist die von der Entstehung rätselhafteste unter den drei Sonaten. Die Einfachheit der Satztechnik im ersten Allegro und seine sonatenformähnliche Gestalt wirken merkwürdig "modern", und wer weiß, ob hier nicht eine fremde Hand mitgearbeitet hat. (Eine Zusammenarbeit mit seinem zweitältesten Sohn Carl Philipp Emanuel könnte vermutet werden.) Der langsame Satz ist von einem edel gesanglichen Thema geprägt, wie es bei Bach in reinen Instrumentalwerken sonst nicht vorzukommen pflegt. Dies bestärkt die Vermutung, dass der mittlere Satz der 2. Sonate ursprünglich mit einem Text belegt war und eine Kantaten-Arie gewesen sein könnte. Auch das turbulente Finale mit den effektvollen Soli der beiden Instrumente stellt eine Rarität dar. Als Urbild dieser Sonate vermutet die Bachforschung ein Trio mit Flöte und Violine. Die dreisaitige Sonate in g-Moll (BWV 1029) steht nicht nur durch die Satzordnung, sondern auch durch den energisch konzertanten Zug ihrer schnellen Sätze den Brandenburgischen Konzerten nahe. Ihr erster Satz liebt den dort so oft auftretenden arabistischen Auftaktrhythmus und die "cantabile" Momente des letzten Satzes zeigen Parallelen zum Finale des 5. Brandenburgischen Konzertes. Das Adagio ist ein ausdrucksgesättigter Dialog der beiden Oberstimmen in weitgespannten Melodiebögen. Die Urform dieser Sonate ist wahrscheinlich eine Triosonate oder auch ein Konzert mit Violinoberstimmen. Alle drei Sonaten entsprechen dem typischen Bachschen Kompositionsverfahren. In ihrer vorliegenden Gestalt sind sie Werke eines großen Meisters und existieren in Fassungen für vollkommen unterschiedliche Instrumentenkombinationen. Obwohl also keine "Originale" rein für die Gambe und obligates Cembalo, gehören sie dennoch zu dem Hauptrepertoire und sind in der in der heutigen Matinee gehörten Fassung sicherlich die am meisten gespielte. Neben dem hohem technischen Anspruch für beide Spieler setzen sie auch eine umfassende künstlerische Herausforderung an den jeweiligen Interpreten. Bernhard Prammer
Heidi Gröger studierte nach ihrem Münchner Schulmusikstudium Barockcello bei Jaap ter Linden und Viola da Gamba bei Philippe Pierlot am Königlichen Konservatorium in Den Haag. Mehrere Stipendien unterstützten die Studentin während ihrer Ausbildung. Internationale Preise erwarb sie u.a. bei den Wettbewerben in Wassenaer (NL) und York (UK). Bereits während ihres Studiums war sie Gastmusikerin des Freiburger Barockorchesters und ist seitdem regelmäßig mit der Akademie für Alte Musik Berlin, René Jacobs und den Berliner Barocksolisten, dem Kammermusikensemble der Berliner Philharmoniker, unterwegs. Zahlreiche Opern- und Theaterproduktionen nicht nur im Berliner Umfeld prägen ihre reiche künstlerische Tätigkeit. Mit ihrem eigenem Ensemble, dem Ensemble Fleury, spielte sie die „pièces de clavecin“ von J. Ph. Rameau erstmalig auf einer goldenen Viola da gamba mit 8 Saiten bei sony classics ein. Heidi Gröger unterrichtet Viola da gamba an der Musikhochschule Frankfurt/Main, initiierte die Sommerkurse für Viola da Gamba auf Schloss Seehaus und ist regelmäßige Dozentin beim vielklang - Festival Tübingen. In Zusammenarbeit mit Johannes Weiss gründete sie das beliebte Kammermusikfestival "Musikfest Eichstätt. Alte Musik neu entdecken!" in ihrer Geburtsstadt Eichstätt, das vom 11.- 14. Mai 2017 in die vierte Auflage geht. Herzliche Einladung (www.musikfest-eichstaett.de , www.heidigroeger.de)!
Bernhard Prammer erhielt seine Ausbildung in Orgel und Cembalo in Wien, Linz und Den Haag bei August Humer, Alfred Mitterhofer und Ton Koopman. Er ist Leiter und Gründer des Barockensembles COLCANTO und Gast in verschiedenen Ensembles: Ars Antiqua Austria, Musica Antiqua Salzburg, Barockorchester „L´Arpa festante München“ u. A. Als Lehrer für Orgel und Cembalo unterrichtet er am Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk. Bernhard Prammer bezeichnet sich selbst als „krea(k)tiven Kulturarbeiter“. So nimmt neben seiner künstlerischen Tätigkeit die Organisation vieler Kulturprojekte und Konzertreihen einen großen Platz in seiner Arbeit ein. Seit Herbst 2007 ist er Organist an der Brucknerorgel im Alten Dom zu Linz und initiierte dort das Linzer Brucknermuseum „Die Brucknerstiege“.
DIE SUCHE IM GOLDENEN MISTHAUFEN
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