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166. Eleven-Eleven Matinee

am Sonntag, 06. Januar 2019, 11:11 Uhr

Minguet Quartett
Ulrich Isfort, Violine,
Annette Reisinger, Violine,
Aroa Sorin, Viola,
Matthias Diener, Violoncello

Werke von Haydn, Stockhausen und Beethoven 

»Da ist er mal wieder, der oft zitierte und selten eingelöste Funken, der überspringt«
Bayerischer Rundfunk, Juni 2018

Minguett QuartettDas Minguet Quartett – gegründet 1988 – zählt heute zu den international gefragtesten Streichquartetten und gastiert in allen großen Konzertsälen der Welt, wobei seine so leidenschaftlichen wie intelligenten Interpretationen für begeisternde Hörerfahrungen sorgen – »denn die Klang- und Ausdrucksfreude, mit der das Ensemble die Werke zur Sprache bringt, belebt noch das kleinste Detail« (Frankfurter Allgemeine Zeitung). Namenspatron ist Pablo Minguet, ein spanischer Philosoph des 18. Jahr­hun­derts, der sich in seinen Schriften darum be­mühte, dem breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten zu verschaffen: Das Minguet Quartett fühlt sich dieser Idee auf seinen Konzertreisen mehr denn je verpflichtet.

In der Saison 2018/19 wird das Minguet Quartett u.a. beim Beethovenfest Bonn, Mozartfest Würzburg, bei den Badenweiler Musiktagen, bei Pour l’Art&Le Lutrin Lausanne, der Kammermusikwoche Schloss Elmau, der Fundacion Beethoven Santiago de Chile, im SouthBank Center London, Lincoln Center New York und zwei Mal im Konzerthaus Wien gastieren. 2017/18 war das Ensemble erfolgreich bei den Schwetzinger Festspielen, Festspielen Europäische Wochen Passau, den Festivals Musica Strasbourg, EuroArt Prag, Melos-Ethos Bratislava und Mosel Musikfestival sowie in renommierten Konzerthäusern wie der Library of Congress Washington DC, BOZAR MUSIC Brüssel, dem Brucknerhaus Linz, Beethovenhaus Bonn und der Elbphilharmonie Hamburg zu Gast, gefolgt von Konzertreisen nach Österreich, Großbritannien und in die USA.

Programm

Joseph Haydn (1732-1809)
Streichquartett op. 77, Nr. 2, Hob. III:82
Allegro moderato - Menuett - Presto - Andante - Finale - Vivace assai

Karl Heinz Stockhausen (1928-2007)
Richtige Dauern (Aus den sieben Tagen) komponiert 1968

Ludwig van Beethoven (1860-1911)
Streichquartett op. 131
Adagio, man o troppo e molto espressivo – Allegro molto vivace- Allegro moderato –
Andante, ma non troppo molto e cantabile – Presto – Adagio quasi un poco Andante – Allegro

Das F-Dur-Quartett, op. 77, 2, ist in jeder Hinsicht ein Werk der Reife. Es wirkt im Ausdruck abgeklärt, in der Formensprache souverän, dabei mit ungebrochener Experimentierlust entworfen. Der 1. Satz ist ein Sonatensatz, dessen kantables Hauptthema sich versteckt auch im Seitenthema wiederfindet. Bemerkenswert ist die lange Durchführung, die die Arbeit mit den Motiven auf ungeahnte Höhepunkte führt. Das Menuett ist vor den langsamen Satz gezogen; es spottet seinem Namen durch einen Rhythmus, der alle Gesetze des Dreiertaktes aufzuheben scheint – Beethovens Scherzi sind nicht mehr weit. Das Andante ist ein mit souveräner Freiheit angelegter Variationensatz, bei dem sich zwischen das Thema und die drei Variationen immer längere und freiere Überleitungen drängen. Im Finale überwand Haydn das Modell des tänzerischen »Kehraus« früherer Quartette durch ein Vivace voller sforzati und in einem wild-energischen Rhythmus, der unmissverständlich Beethovens Quartette op. 18 ankündigt.

Karl Heinz Stockhausen – »Ich habe diese Musik, die aus der geistigen Einstimmung der Musiker durch kurze Texte entsteht, intuitive Musik genannt. Das Wort Improvisation scheint mir für das, was wir spielen, nicht mehr richtig zu sein, da man mit Improvisation immer auch die Vorstellung von zugrunde liegenden Schemata, Formeln, stilistischen Elementen verbindet: sich also in einer Musik-Sprache bewegt, selbst wenn man zeitweilig über die Grenzen einer solchen Sprache hinaus gelangt. Mit intuitiver Musik möchte ich bewusst machen, dass sie möglichst rein aus der Intuition kommt, die bei einer Gruppe von intuitiv spielenden Musikern qualitativ mehr ist als die Summe von individuellen Einfällen auf Grund einer gegenseitigen Rückkopplung

Kaum war das cis-Moll-Quartett von Beethoven im Druck erschienen, löste es schon die heftigsten ästhetischen Kontroversen aus. Ein Pariser Kritiker nannte es »le dernier effort d´une imagination en delire«, die neueste Leistung einer Einbildungskraft im Delirium!
Im cis-Moll-Quartett, das Beethoven als vorletztes im Oktober 1826 fertig stellte, scheinen zunächst Ernst und intellektueller Anspruch zu überwiegen. Die einleitende Adagio-Fuge zieht im Duktus eines Bach und Palestrina reflektierenden Kontrapunkts dahin, und sie spart nicht mit satztechnischer Kunst wie Engführung und Ver­größerung. Freilich offenbart sich im Schmerzensgestus des Themas mit seinen zwei kleinen Sekundschritten (h‑cis‑a‑gis) und in den wundersamen harmonischen Verwandlungen eine Humanität der Polyphonie. Unvermutet lichtet sich die düstere Szene im folgenden Allegro molto vivace, einer selig singenden Pastorale in der Tonart des Neapolitaners D-Dur. Auf ein instrumentales Rezitativ (3. Satz, Allegro moderato) folgt anstelle der Arie ein wunderbar gelöstes A‑Dur‑Andante, an das sich sieben Variationen anschließen. Mit Recht hat man diesen Satz ein Quartett im Quartett genannt, enthalten die Variationen doch alle Satzcharaktere eines vollständigen Streichquartetts. Auf dessen Pizzicato-Schluss folgt das eigentliche Scherzo des Quartetts, ein fast 500 Takte langes Pulsieren aller Stimmen in Staccato-Achteln und quicklebendigen Dreiklangsthemen. Das cis-Moll-Finale mit seinem ruppigen Hauptthema wird von einem gis‑Moll‑Adagio eingeleitet, in dem die Bratsche die melodische Führung hat. Auf diese Weise reihen sich im gesamten Quartett, das Scherzo ausgenommen, die Sätze zu Paaren: Fuge und Allegro, Rezitativ und Arie (Variationen), Scherzo, langsame Einleitung und Finale.

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