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BR-Klassik Medienpartner

187. Eleven-Eleven Matinee

am Sonntag, 16. Mai 2021, 11:11 Uhr

Varvara Manukyan und Michael Eberth – Cembalo
Helmut Balk – Einführung
Werke von J.S. Bach und W.A. Mozart

Mit freundlicher Unterstützung des Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde, welches die beiden Instrumente nach Christian Vater gebaut in 1738 zur Verfügung stellt. (Cembali nach Christian Vater, Faksimile Rekonstruktion Greifenberger Institut, Originalinstrument: Nürnberg Germanisches National Museum)

Musik für zwei Cembali garantiert einen Klangrausch der besonderen Art! Varvara Manukyan und Michael Eberth präsentieren Ihnen Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Cembali in der Frühfassung ohne Orchester von Anna Magdalena Bach, sowie die dritte Orchestersuite in einem überzeugenden Arrangement für die beiden Tasteninstrumente. Als besondere Kostbarkeit werden Mozarts Fuge in c-Moll für zwei Claviere sowie die spät entstandene, hochdramatische Fantasie in f-Moll, ursprünglich komponiert für ein automatisches Orgelwerk in einer Uhr, erklingen. Ein echtes Feuerwerk!

Im 21. Jahrhundert ist Mozarts Musik, welche auf einem modernen Flügel oder Klavier gespielt wird, aus dem Konzertleben nicht mehr weg zu denken und ist uns mehr als selbstverständlich. Doch welches Instrument stand Mozart zur Verfügung? Steinway&Sons war in Mozarts Geburtsjahr noch mehr als Zukunftsmusik. Wie interessant und überaus spannend ist es doch einmal darüber nachzudenken wie Mozarts Musik wirklich klang? Was hörte er? Auf welchen Instrumenten komponierte und spiele er seine Musik?

Sehr lange Zeit nicht auf einem Clavier, denn erst 1782, da war er 26 Jahre alt, schaffte er sich ein eigenes der neuartigen Instrumente names Pianoforte an. Das ihm in all der Zeit meist zur Verfügung stehende Instrument war das Cembalo! Genau wie seinem genauso berühmten, älteren Kollegen Johann Sebastian Bach. Dieses Konzert ist ein Hörerlebnis, welches uns auf eine Zeitreise in die klangliche Welt der Vergangenheit mitnimmt. Ganz besonderes freuen wir uns über unsere erste Zusammenarbeit mit dem Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde, welches die beiden Instrumente nach Christian Vater, gebaut in 1738 zur Verfügung stellt. (Cembali nach Christian Vater, wissenschaftliche Rekonstruktion Greifenberger Institut, Originalinstrument: Nürnberg Germanisches National Museum).
Das Greifenberger Institut ist eine private und gemeinnützige GmbH, die sich der Erforschung, der Dokumentation und dem Nachbau historischer Tasteninstrumente – derzeit mit dem Schwerpunkt Hammerflügel vor 1800 – verschrieben hat.
„Unsere Aufgabe sehen wir darin, Verfahrensweisen zu entwickeln, die Originale zu bewahren, zu dokumentieren, und gründlich zu erforschen, und dennoch deren musikalische Eigenheiten erfahrbar zu machen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen unserer Dokumentationen der Originale ist es möglich, Instrumente herzustellen, die in maximal möglichem Umfang mit den historischen Vorlagen übereinstimmen.
Musiker können damit deren Eigenschaften erfahren und musikalisch umsetzen. Für die Hörer werden die Klangeigenschaften solcher Instrumente selbst erneut erlebbar. Die Originale können so für zukünftige Generationen bewahrt werden, und dennoch ihre spezifischen Qualitäten als Klangwerkzeuge für die Musik ihrer Zeit in unserer Gegenwart zum Leben erweckt werden.“

Mehr Informationen unter www.greifenberger-institut.de

Varvara Manukyan ist eine Musikerin von besonderem Format: Im Zentrum Ihres Interesses liegt es, sich persönlich beim Spiel der historischen Tasteninstrumente und des modernen Klaviers soweit wie möglich zurückzunehmen und dem Komponisten und der vorzutragenden Komposition soviel Raum zur Entfaltung wie möglich zu geben. Ihre große innere Ruhe und ihre Demut gegenüber dem vorgegebenen Kunstwerk und dem Komponisten befähigt sie zu außergewöhnlichen Interpretationen. www.varvaramanukyan.art

Michael Eberth studierte die historischen Tasteninstrumente Cembalo, Orgel und Hammerflügel in München und Basel. Seither Kozerttätigkeit als Solist und als Continuouspieler in verschiedenen Ensembles, u.a bei L’Arpa festante, Salzburger Hofmusik, Berliner Lauttencompagney, The Bach Ensemble New York. Intensive Lehrtätigkeit am Richard-Strauss-Konservatorium in München (1988-2008), als Privatdozent an der Universität Mozarteum in Salzburg (2004-2011) und derzeit an der Hochschule für Musik und Theater in München (2012 Ernennung zum Honorarprofessor). www.michaeleberth.de

PROGRAMM (PDF, 380 kb)

Johann Sebastian Bach, Ouverture in D-Dur, BWV 1068
Die Orchestersuite oder Ouverture in D-Dur ist uns in Form von Orchesterstimmen aus den Jahren 1730/31 überliefert. Ob sie somit tatsächlich in der Leipziger Zeit komponiert wurde oder ob nur eine Abschrift von vorhandenem (Köthener?) Material erstellt wurde, bleibt unklar. Berühmt wurde die Suite vor allem durch die nach der umfangreichen Ouverture als zweiter Satz platzierte „Air“, ein Stück, das heute für Hochzeiten und Begräbnisse gleichermaßen taugt. Darauf folgen Gavotte I/II, Bouree I/II und Gigue.
Auch wenn das Arrangement der Orchestersuite für zwei Cembali aus unserer heutigen Zeit stammt, so entspricht das Umarbeiten und Uminstrumentieren durchaus der Praxis des 18. Jahrhunderts.

Wolfgang Amadé Mozart, Fuge in c-Moll für zwei Klaviere, KV 426 (Wien, 29. Dezember 1783)

  • Allegro moderato

Die Fuge ist sowohl als Autograph mit dem Titel Fuga à Due Cembali di Wolfgango Amadeo Mozart mpia [manu propria=aus meiner eigenen Hand] Vienna li 29 di decembre 1783, als auch als Erstausgabe mit der Bezeichnung Fuga per 2. Cembali Di W: A: Mozart al attuale Servizio di Sua Maesta J: è R: a Vienna presso Hoffmeister (Jan/Feb 1788) überliefert. Mozart greift hier, ähnlich wie bei der f-Moll-Fantasie (französische Ouverture und Doppelfuge), auf eine barocke Form zurück. Das Thema, es weist Ähnlichkeit mit dem Thema Regium aus Bachs Musikalischem Opfer auf, wird in rigoroser Konsequenz verarbeitet und durchgeführt, wie wir es selbst bei Bach selten antreffen. Das Werk beschließt eine „Fugen-Phase“ Mozarts, die im April 1782 auf Anregung von Baron von Swieten ihren Anfang nahm und reiht sich ein in eine Folge großartiger c-Moll-Stücke aus den Jahren 1783 und 1785 (KV Anh.39, 453a, 457, 475, Anh.44)

Wolfgang Amadé Mozart, Fantasie f-Moll für ein Orgelwerk in einer Uhr, KV 608

  • Allegro – Andante – Allegro

In Zusammenhang mit dem Tod des habsburgischen Feldmarschalls Gideon Freiherr von Laudon (1717-1790) entstanden Mozarts späten Werke für Flötenuhr KV 594, 608 und 616. Joseph Nepomuk Franz de Paula Graf Deym von Strzitez (1750-1804), genannt Müller, errichtete zu Ehren des Siegers in der Schlacht bei Kunersdorf und Maria Theresias erfolgreichsten Befehlshabers ein Mausole[um] mit einer Wachsfigur des Verstorbenen im gläsernen Sarg und mit antikisierendem Interieur. Diese Müllersche Kunstsammlung wurde 1791 am Wiener Stock-im-Eisen-Platz eröffnet. Um den optischen Eindruck zu verstärken, besorgte Graf Deym diverse Musikautomaten (Flötenuhren), in denen ein aufziehbares Uhrwerk einen Blasebalg und eine bestiftete Walze in Bewegung setzte, die dann wiederum ein kleines Orgelwerk zum Erklingen brachte. Kompositionsaufträge für diese Flötenuhren gingen auch an Mozart, der am 29. Dezember 1790 dafür die f-Moll-Fantasie KV 608 fertigstellte.
Die heute gespielte Einrichtung der in Partitur notierten Komposition für zwei Tasteninstrumente, entstammt einer postumen Erstausgabe mit dem Titel FANTAISIE/a quatre mains/pour le/Piano-Forte/composée/par/W.A.Mozart//a Vienne chez Jean Traeg dans la Singerstraße, Wien 1799, die unter der Signatur M.S.38684 in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien aufbewahrt wird. Der Autor der Bearbeitung war möglicherweise Johann Mederitsch, genannt Gallus.

Johann Sebastian Bach, Konzert für zwei Cembali in C-Dur, BWV 1061
Ursprünglich als Konzert „senza ripieno“, also ohne Beteiligung eines Orchesters, in zwei von Anna Magdalena Bachs Hand 1732/35 abgeschriebenen Cembalostimmen erhalten, ist das Werk in dieser Form einzigartig im Oeuvre Johann Sebastian Bachs. Die später von ihm hinzugefügten Streicherstimmen gestalten sich weitaus weniger autonom als die der anderen Konzerte für mehrere Cembali und Orchester. Viele der Konzerte für ein, zwei, drei und vier Cembali sind vermutlich Umarbeitungen von teilweise früher entstandenen Concerti für Oboe, Oboe d’Amore, sowie ein bzw. zwei Violinen. Wahrscheinlich erscheinen Aufführungen durch Johann Sebastian, zusammen mit seinen Söhnen und Schülern.


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