Viktor Töpelmann – Viola da Gamba
Gerhardt Darmstadt – Violoncello
MADEMOISELLE BASSE DE VIOLE & SIGNOR VIOLONCELLO
Suiten und Sonaten des 18. Jahrhunderts aus Frankreich und Italien.
Die Konzerte finden jetzt nach der 3G Plus Regel statt. Das bedeutet, dass Besucher sich nicht mehr anmelden müssen.
Das Konzertprogramm lässt Gegensätze und Gemeinsamkeiten zwischen der Viola da gamba und dem Violoncello hör- und sichtbar werden: die Bassgambe und ihr Gegenstück aus der Violin-Familie, das Cello, standen in der Barockzeit sinnbildlich für das Weibliche und das Männliche, für Frankreich und Italien, für höfische Musikkultur und gemeines Vergnügen, für das Private und das Öffentliche, Resonanz und Lautstärke… Diese Charakteristika wurden sowohl durch die Bauweise der Instrumente als auch die jeweilige Spieltechnik verstärkt: die leicht gebaute Gambe mit ihrer Quart-Terz-Stimmung, den Bünden und der Bogenhaltung im Untergriff ist ganz auf eine große, liebliche Resonanz hin ausgelegt. Der Korpus des Violoncello hingegen steht unter deutlich größerer Spannung und besitzt mehr Masse; die Quinten-Stimmung, Saitenstärken und die Bogenhaltung im Obergriff ermöglichen eine größere Lautstärke und Projektion des Klanges. Die Musik Antoine Forquerays (1672–1745) und Louis Caix d’Hervelois’ (1680–1759) stammt aus der letzten Periode der großen solistischen französischen Gamben-Tradition und ist gekennzeichnet von klanglicher Raffinesse und Eleganz. Als Alessandro Scarlatti (1660–1725) seine Sonate für Violoncello komponierte, war die solistische Cellomusik noch eine Neuheit: zwar gab es schon lange Bassgeigen zur Begleitung von Geigen-Ensembles, doch erst mit der Erfindung mit Metall umsponnener Darmsaiten im späten 17. Jahrhundert konnte man kleinerer Bass-Tenor-Instrumente bauen. Diese sogenannten Violoncelli verzauberten mit ihrem strahlend singenden Tenorklang in kürzester Zeit die italienische Musikwelt. 30 Jahre später hatte das Violoncello bereits seinen festen Platz unter den melodischen Instrumenten und somit auch im Lehrplan des »Ospedale della Pietà«, des musikalischen Waisenhauses für adelige Mädchen in Venedig, an dem Antonio Vivaldi (1678–1741) unterrichtete. In den 1730er Jahren begann das Violoncello auch in Frankreich Fuß zu fassen und einer der ersten Solo-Kompositionen spezifisch für dieses neu aus Italien importierte Instrument ist Michel Correttes (1709–1795) Sammlung Les Delices de la Solitude. Der Titelkupfer der Sammlung zeigt sinnbildlich den Verlauf der Zeit: im Hintergrund modert eine alte Bassgambe und der elegante Herr der Bildmitte spielt auf einem neuen Violoncello. Im Duo von François Couperin (1668–1733) hingegen sind die Gegensätze zwischen den beiden Instrumenten aufgelöst. So hören Sie innerhalb einer Stunde Musik, die jeweils die solistischen Qualitäten der beiden Instrumente voll zur Geltung bringt, und ein Duett, in dem die gegensätzlichen Klänge der beiden Instrumente verschmelzen.
VIKTOR TÖPELMANN studierte Musik am King’s College London und Barockvioloncello und Viola da gamba an der Royal Academy of Music London und an der Hochschule für Musik Köln. Von 2011 bis 2015 war er Stipendiat der King’s College Graduate School und wurde 2016 mit einer Arbeit über das kulturelle Umfeld der Familie Mozart in Salzburg promoviert.Viktor Töpelmann ist gleichermaßen aktiv als Cellist und Gambist und tritt auch regelmäßig als musikalischer Leiter und Dirigent in Erscheinung. Seine profunden Kenntnisse im Bereich der historischen Aufführungspraxis und der historischen Instrumentenkunde dienen Viktor Töpelmann als reiche Inspirationsquelle für ein lebendiges Musizieren und sind in zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen über die Familie Mozart, das Salzburger Kulturleben im 18. Jahrhundert und instrumentenkundliche Themen dokumentiert.
Gerhart Darmstadt ist Schüler von Mirko Dorner, Nikolaus Harnoncourt und Anner Bylsma. Er zählt als Violoncellist, auch als Arpeggionespieler, Dirigent, Dozent und Autor zu den führenden deutschen Spezialisten für Alte Musik. An der Hochschule für Musik und Theater Hamburg unterrichtet er historische Aufführungspraxis, Kammermusik, Barockvioloncello und Barockorchester; 2014 wurde ihm der Hamburger Lehrpreis für herausragende Leistungen in der Hochschullehre verliehen. Außerdem ist er Präsident der Internationalen Joseph Martin Kraus-Gesellschaft. Musik versteht Gerhart Darmstadt als eine berührende Sprache der Seele und des Herzens. Seine langjährige Beschäftigung mit dem Arpeggione aus der Schubertzeit ermöglichen ihm ganz neue Klangwelten in zutiefst nach innen gehende Erlebnisräume. Die Verbindung mit dem Publikum ist für ihn ein künstlerischer und sozialer Prozess der Mit-Teilung. Zahlreiche Aufnahmen, Kurse und Seminare für historische Aufführungspraxis, Violoncello, Orchester- und Kammermusik, sowie Vorträge, mehrere größere musikwissenschaftliche Veröffentlichungen und Editionen weisen ihn als kompetenten Interpreten, Wissenschaftler und Pädagogen aus.
(PDF zur Matinee 191 Duo Corona)
Antoine Forqueray (1672–1745) »Allemande La Laborde«
für Viola da gamba & Basso continuo in d-moll
(aus: Pièces de Viole avec la Basse Contenuë, Paris 1747)
Alessandro Scarlatti (1660–1725) »Sonata à Violoncello solo col Basso« in d-moll (Rom um 1700)
Largo – Allegro – Largo – A tempo giusto
Louis Caix d’Hervelois (1680–1759) »Troisiéme Suite pour la Viole« in a-moll
(aus: Quatre Suites de Pieces pour la Viole, Op.3, Paris 1711)
Prelude (Lentement, Gaiment, Lentement) – Allemande (Vivement) – Les Vendengeuses de Monquichet (Gaiment) – La Sache (Gravement) – Vivement – Menuet I & II – La Brantes (Musette, Gravement)
La Michel (Un peu gai)
Michel Corrette (1709–1795) Sonata VI pour le Violoncelle avec la Basse continüe chiffrée in D-Dur
(aus: Les Delices de la Solitude, Paris um 1739)
Allegro moderato – Affetuoso Aria – Giga Allegro
François Couperin (1668–1733)
Treiziéme Concert à 2 instrumens à l’unisson in D-Dur
(aus: Les Goûts-rêùnis, Paris 1724)
Vivement – Air Agréablement – Sarabande – Tendrement – Chaconne légere
Antonio Vivaldi (1678–1741) Suonata á Violoncello con Basso in a-Moll ,RV 44 (Venedig um 1730)
Largo (Adagio) – Allegro poco (Andante molto) – Largo – Allegro (Giga)
Gerhart Darmstadt – fünfsaitiges Violoncello (Reinhard Ossenbrunner, Altwistedt 1985)
Viktor Töpelmann, Viola da gamba (Reinhard Ossenbrunner, Bremen 1979) & Violoncello (Reinhard Ossenbrunner, Köln 2017)
BACH – the fencing master
Suiten für Violoncello solo
Anna Zimre – Violoncello
DIE SUCHE IM GOLDENEN MISTHAUFEN
… oder die Schätze des Monsieur Boismortier
Tatiana Flickinger – Blockflöte
Andrii Slota – Cembalo
Sebatián Mosquera – Violoncello