IsAR Trio auf historischen Instrumenten
DER SCHMERZHAFTE ROSENKRANZ
Werke von Biber, Bach, Froberger
Waleska Siezckowska (Violine), Anderson Fiorelli (Violoncello), Sofya Gandilyan (Cembalo)
„Von allen Geigern des vergangenen Jahrhunderts scheint Biber der beste gewesen zu sein, und seine Solos sind bei weitem die schwierigsten und wunderlichsten seiner Zeit.“ – Ch. Burney. „A General History of Music“ (1789).
Die „Mysterien-Sonaten“ (auch Rosenkranzsonaten genannt) von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) sind in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmezyklus. „Ich habe das ganze Werk der Ehre der XV Heiligen Mysterien gewidmet, die Ihr so ausgesprochen fördert“, schreibt der Komponist in der Widmung an seinen Dienstherren – den Salzburger Erzbischof Max Gandolf. Jede Sonate stellt ein musikalisches Bild dar, das an das Leben von Maria und Jesus anknüpft: Der erste Teil der Sammlung – „Der freudenreiche Rosenkranz“ - reicht von der Verkündigung bis zur Auffindung im Tempel, der zweite Teil – „Der schmerzhafte Rosenkranz“ - schildert die Stationen von Jesus am Ölberg bis zur Kreuzigung, der dritte Teil – „Der glorreiche Rosenkranz“- führt uns von der Auferstehung Christi bis zur Krönung Mariä im Himmel. Abgeschlossen wird die Sammlung schließlich mit der „Schutzengel-Passagalia“. Die Handschrift dieses Werkes, ein einzigartiges in reinster Schrift ausgeführtes Manuskript, in dem jede Sonate mit thematisch passenden symbolischen Abbildungen illustriert ist, gehört zu den wertvollsten Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek.
Eine der Besonderheiten dieses Zyklus ist die sogenannte Scordatura, was bedeutet, dass die Geige umgestimmt wird, um gewisse Akkorde zu ermöglichen. Diese Technik wurde zu Bibers Zeit häufig eingesetzt, in den „Rosenkranzsonaten“ jedoch erreicht sie einen künstlerischen Höhepunkt. Die Geige muss in jedem Stück (mit Ausnahme der ersten Sonate und anschließender Passagalia) anders gestimmt werden, in der Sonate XI werden die Saiten sogar übereinander gestimmt, so dass optisch ein Kreuz entsteht.Die Namen der Sonaten sowie auch der Cembalostücke auf dem Programm sind in keiner Weise bildlich zu verstehen, eher als eine Anregung für die Zuhörer, um in den richtigen Affekt einzutauchen. Denn die Hauptaufgabe der Musiker war es, vielfältige Gefühle („Affekte“) hervorzurufen - „Bewegen und Belehren zur höheren Ehre Gottes“ hieß es in damaligen Schriften.
Dem Charakter der Biber-Sonaten entsprechen ebenfalls die Cembalowerke des heutigen Programms, die sich mit der Trauerthematik beschäftigen. So entstanden die Cembalostücke von Johann Jacob Froberger (1616-1667) in Gedenken an Verstorbene. Der in Stuttgart geborene Froberger war mehrere Jahre Hoforganist bei den Habsburgern in Wien. Seine größte Leidenschaft waren Reisen, die ihn durch ganz Europa führten, manchmal übernahm er dabei diplomatische Aufgaben, musste allerdings auch missliche Erfahrungen machen. So entstand sein „Plaincte faite à Londres pour passer la Melancolie“ (Klage, in London geschrieben, um Melancholie zu vertreiben), nach dem er vollständig ausgeraubt notgedrungen als Matrose gekleidet in London ankam und dort auf die böseste Art als „Chiffersknecht“ mit Fußtritten behandelt wurde, woraufhin der hochsensible Komponist der Melancholie (im 17. Jhd. als Begriff für Depression benutzt) erlag.
Die Sechs Cellosuiten von Johann Sebastian Bach (1685-1750) gehören zum Alten Testament der Celloliteratur. Entstanden sind sie vermutlich in Köthen zwischen den Jahren 1717-1723. Die Instrumentalsuite mit ihrer vorhersehbaren Allemande-Courante-Sarabande-Gigue-Tanzfolge und ihrer unvorhersehbaren Hinzufügung verschiedener Galanterien (Menuette, Bourrées, Gavottes usw.) war ein Grundnahrungsmittel des Barock. In diesem Zusammenhang ist die zweite Bachs Cello-Suite ein bemerkenswertes Beispiel für das Genre. In D Moll geschrieben, stellt es eine außergewöhnlich düstere und ernsthafte Auseinandersetzung mit der Tanzkultur des französischen Hofes dar, aus der die religiösen und dramatischen Impulse des lutherischen Deutschlands als inspirierende Impulse für seine Entstehung nicht ausgeschlossen werden können.
Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) – Sonate VI in c für Violine und Basso continuo
„Jesus am Ölberg“, C. 95, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Lamento – Adagio – Presto – Adagio
Johann Jacob Froberger (1616-1667) – Suite in C, FbWV 612
Lamento sopra la dolorosa perdita della Real Maestà di Ferdinando IV, Gigue – Courante – Sarabande
Heinrich Ignaz Franz Biber – Sonate VII in F für Violine und Basso continuo
„Geißelung Christi“, C. 96, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Allamanda – Variatio – Sarabanda – Variatio
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Suite II in d für Violoncello solo, BWV 1008
Prélude - Allemande
Heinrich Ignaz Franz Biber – Sonate VIII in B für Violine und Basso continuo
„Krönung Christi mit der Dornenkrone“, C. 97
Aus: „Rosenkranzsonaten“ Sonata. Adagio – Presto – Guigue – Double Presto – Double 2
Johann Sebastian Bach – Suite II in d für Violoncello solo, BWV 1008
Sarabande - Gigue
Heinrich Ignaz Franz Biber – Sonate IX in a für Violine und Basso continuo
„Die Kreuztragung“, C. 98, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Sonata – Courante – Double – Finale
Johann Jacob Froberger – aus: Suite XXX in a, FbWV 630
Allemande, „Plaincte faite à Londres pour passer la Melancolie“
Heinrich Ignaz Franz Biber – Sonate X in g für Violine und Basso continuo
„Die Kreuzigung“, C. 99, Aus: „Rosenkranzsonaten“ Praeludium – Aria – Variatio – Adagio
BACH – the fencing master
Suiten für Violoncello solo
Anna Zimre – Violoncello
DIE SUCHE IM GOLDENEN MISTHAUFEN
… oder die Schätze des Monsieur Boismortier
Tatiana Flickinger – Blockflöte
Andrii Slota – Cembalo
Sebatián Mosquera – Violoncello