BACH – the fencing master
Suiten für Violoncello solo
Anna Zimre – Violoncello
An diesem Werk kommt wohl kein Cellist vorbei: Bachs 6 Suiten für Violoncello, das erste Werk für Violoncello solo überhaupt im deutschen Sprachraum. Der große niederländische Cellist Anner Bylsma nennt Johann Sebastian Bach im Kontext seiner Cello-Suiten den „Fechtmeister“ und bezieht sich dabei auf die hohe Komplexität von Artikulation, Strich und Bogenführung, die einen wesentlichen Teil der Interpretation ausmachen.
Anna Zimre schreibt über ihre besondere Beziehung zu den ersten drei Solo-Suiten, die sie in dieser Matinee interpretieren wird: "Ich kann die Suiten noch so viele Jahre spielen - immer entdecke ich etwas Neues; die Interpretation verändert sich, der Blick auf diese geniale Musik wird immer weiter und gleichzeitig immer differenzierter. Für mich sind die Cellosuiten meine Bibel.“
Nach einigen Umwegen über verschiedene Studiengänge kam Anna Zimre schließlich zum Barockcello. Es war Liebe auf den ersten Strich. Die Spielhaltung ohne Stachel, die das Cello fast zu einem eigenen Körperteil werden lässt, der warme Ton der Darmsaiten, die Sprache der barocken Phrasierung, die Freiheit und Selbstbestimmtheit der Interpretation und das Spielen aus Manuskripten, die intellektuelle Beschäftigung mit den Quellen und den Grundlagen der barocken Musik – es war wie nach langer Suche zu Hause angekommen zu sein. Als dann auch noch die Viola da Gamba auf den Plan trat, war das Glück vollkommen. Nun spielt sie neben Barockcello und Violoncello Piccolo auch alle Größen der Gambe.
Erst wollte – und konnte – sie kaum jemand spielen: Die sechs Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach waren unter Cellisten als großformatige Etüden für Virtuosen verschrien, anspruchsvoll und vertrackt. Einer breiten Öffentlichkeit kamen die Cellosuiten erst durch Pablo Casals ins Bewusstsein. Anfang des 20. Jahrhunderts war er der erste, der sie komplett aufführte. Für ihn waren „sie die Quintessenz von Bachs Schaffen, und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik.“
Von geradezu zeitloser Schönheit, gehören sie für jeden Cellisten zum Allerheiligsten seines Repertoires. Sie begleiten ihn von den Unterrichtsjahren bis auf das Konzertpodium, sind Prüfstein und Markstein, des Cellisten Gradus ad parnassum – fertig ist man mit ihnen nie. Der besondere Reiz liegt in der Beschränkung der Mittel: Nur ein Spieler und sein Instrument, vier Saiten und vier Finger, und doch spannt sich in jeder der Suiten ein ganzer Kosmos mitteleuropäischer Musiktradition auf im scheinbar unbeschränkten Jonglieren mit Harmonie und Kontrapunkt, mit musikalischer Gelehrsamkeit, innigem Gesang und heiterem Tanz.
Der große niederländische Cellist Anner Bylsma nennt Johann Sebastian Bach im Kontext seiner Cello-Suiten den „Fechtmeister“ und bezieht sich dabei auf die hohe Komplexität von Artikulation, Strich und Bogenführung, die einen wesentlichen Teil der Interpretation ausmachen.
Das Kompositionsautograph ist nicht erhalten. Als Quellen stehen vier Abschriften aus dem 18. Jahrhundert – von Bachs zweiter Frau Anna Magdalena Bach, vom Thüringer Organisten und Kantor Johann Peter Kellner, von Johann Nikolaus Schober und einem anonymen Mitschreiber am königlich-preußischen Hof zu Berlin sowie von einem unbekannten, wohl in Hamburg tätigen Kopisten – und darüber hinaus der 1824 in Paris erschienene Erstdruck zur Verfügung. Allerdings überliefern sie jeweils abweichende Lesarten, insbesondere hinsichtlich der Artikulationsangaben und der Phrasierung. Hier eröffnet sich dem Interpreten ein Universum an Möglichkeiten und auch die Notwendigkeit, im Moment der Ausführung eine Entscheidung zu treffen. Diese kann auch durchaus jedes Mal anders ausfallen – wie gesagt: fertig ist man mit ihnen nie.
Die Barockcellistin und Gambistin ANNA ZIMRE konzertiert in ganz Europa mit renommierten Orchestern und Kammermusikensembles. Jüngste Engagements führten sie nach Frankreich, Italien, Luxemburg, Deutschland und Österreich. Anna studierte an den Musikhochschulen in München und Salzburg bei Kristin von der Goltz und Vittorio Ghielmi. Wichtige musikalische Impulse erhielt sie daneben u.a. von Alfredo Bernardini, Ophelie Gaillard, Alessandro de Marchi, Friederike Heumann, Gerhard Darmstadt. Neben einer regen Konzerttätigkeit (u.a. mit Hofkapelle München, Academia Montis Regalis, Innsbrucker Festwochenorchester, Händelfestspielorchester Halle, Orchester Wiener Akademie) bei namhaften Festivals (z.b. Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Händelfestspiele Halle, Händel-Festpiele Göttingen, Rheingau Musikfestival, Wratislavia Cantans Bresslau) führt Anna als Dozentin beim Bayerischen Jugendbarockorchester die jungen Nachwuchsmusiker an das Spiel mit historischen Instrumenten heran und unterrichtet die Bassgruppe.
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 - 1750)
Suite Nr. 1 in G-Dur BWV 1007
Prelude – Allemande – Courante – Sarabande – Menuet I und II- Gigue
Suite Nr. 2 in d-Moll BWV 1008
Prelude – Allemande – Courante – Sarabande – Menuet I und II – Gigue
Suite Nr. 3 in C-Dur BWV 1009
Prélude. Presto – Allemande. Allegro – Courante. Allegro – Sarabande. Largo – Bourée I et II – Gigue.Allegro
BACH – the fencing master
Suiten für Violoncello solo
Anna Zimre – Violoncello
DIE SUCHE IM GOLDENEN MISTHAUFEN
… oder die Schätze des Monsieur Boismortier
Tatiana Flickinger – Blockflöte
Andrii Slota – Cembalo
Sebatián Mosquera – Violoncello