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BR-Klassik Medienpartner

236. Eleven-Eleven Matinee

am Sonntag, 14. Dezember 2025, 11:11 Uhr

Musik für zwei Diskantgamben
ENGELSSTIMMEN durch die Zeitalter

Heide Gröger (Viola da Gamba),
Laurence Dreyfus (Viola da Gamba)

Aus Abbildungen von Gambenconsorts aus dem 16. und 17. Jahrhundert könnte man schließen, dass die Diskantgambe vorrangig ein Kinderinstrument war, das vom jüngsten Familienmitglied gespielt und mit der einfachsten Stimme bedacht wurde. In der Praxis aber entpuppt sich die Diskantgambe – die wie eine zwischen den Beinen gehaltene Geige aussieht – als ein berüchtigt anspruchsvolles Instrument. Wer es schafft, ihre Herausforderungen zu meistern, verfügt über ein außergewöhnliches Medium für das Sanfte sowie das Pathetische. In unserem Programm greifen wir Original-Duette von Orlando Gibbons auf und umkreisen sie mit Musik für zwei gleiche, hohe Stimmen aus dem 11. bis 18. Jahrhundert: Ausgehend von der frühesten europäischen Mehrstimmigkeit im „Winchester Tropar“ – die leicht von Nonnen hätte gesungen werden können – tangieren wir die außergewöhnliche Liebespoesie von Guillaume de Machauts zweistimmigen Balladen und experimentieren mit Tobias Humes akkordischen Lyra-Viol-Duetten; wagen es, Christopher Simpsons Präludien und Divisionen zu adaptieren, und transkribieren Matthew Lockes Duos für Bassgamben. Wir schließen mit einer Original-Suite für Diskantgambe von Louis Heudelinne und einem „Concert“ von François Couperin für zwei gleiche Instrumente. Bei jedem Schritt auf unserem Weg zielen wir darauf ab, neue Aspekte des überraschenden Ausdruckspotenzials dieser „Engelsstimmen“ aufzudecken.

DIE KÜNSTLER

Laurence Dreyfus und Heidi Gröger, EngelsstimmenLaurence Dreyfus studierte zunächst Cello bei Leonard Rose an der Juilliard School in New York und schrieb sich nach seinem Konzertdiplom an der Columbia University für Theologie, Politologie und Musikwissenschaft ein. Während seiner Promotion beim Bachforscher Christoph Wolff begann er, auf eigene Faust Gambe zu lernen und erlag den Reizen dieses Instruments nach kürzester Zeit so sehr, dass er es bei Wieland Kuijken am Königlichen Konservatorium in Brüssel studierte und in zwei Jahren gleich zwei Diplomstudiengänge absolvierte. Er lehrte als Professor an den Universitäten Yale, Stanford, Chicago, am King‘s College London und zuletzt an der Universität Oxford und dem dortigen Magdalen College. Seine Verdienste um die Bach- und Wagner-Forschung wurden unter anderem mit der Mitgliedschaft in der British Academy belohnt. 1994 wurde sein Gambenquartett Phantasm aus der Taufe gehoben – und von Anfang an dafür gerühmt, den Status Quo des Consort-Spiels durch seinen brillanten, dynamischen Klang infrage zu stellen. Als Gambist und Cellist arbeitete Laurence Dreyfus für Konzerte und Aufnahmen international mit anderen führenden Persönlichkeiten in der Alten Musik zusammen und gab viele Jahre lang regelmäßig Sommerkurse in Portugal, den USA und Norwegen. 2015 zog er sich von seiner Lehrtätigkeit zurück, um mehr Zeit für Konzerte und unabhängige Forschung zu haben. Drei vielgelobte Bücher sowie ungezählte Fachartikel und einige Dutzend CD-Einspielungen, von denen viele mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden, machten ihn weit über Musikwissenschaftler- und Alte-Musik-Kreise hinaus bekannt.
https://www.phantasm-consort.com/

Heidi Gröger hat sich als Gambistin, leidenschaftliche Lehrerin und erfolgreiche Festivalleiterin einen Namen gemacht. Von ihrem Wohnort Berlin folgt sie internationalen Einladungen als Gambistin und Lirone-Spielerin. Im renommierten Gambenconsort Phantasm ist sie festes Mitglied. An der Musikhochschule Frankfurt am Main und in Nürnberg lehrt sie Viola da gamba und gibt Kurse u.a. auf Schloss Rheinsberg und Schloss Seehaus. Seit 2014 leitet sie das hochkarätige Kammermusikfestival „Musikfest Eichstätt. Alte Musik neu entdecken“ in ihrer bayerischen Heimatstadt. Zusammen mit Bernhard Schrammek kuratiert sie das Festival „SPAM. Spandau macht Alte Musik“. Heidi Gröger ist Präsidentin der deutschsprachigen Viola-da-Gamba-Gesellschaft und verbindet in dieser Position die Interessen von Profi- und Amateurgambisten, von Solisten und consort-Spielern. www.heidigroeger.de

PROGRAMM

Matinee-PDF

Anonymous (11. Jh.)
Zwei Organa aus dem Winchester Tropar
Alleluia – Adorabo ad templum sanctum tuum – Viderunt omnes fines terrae

Guillaume de Machaut (um 1300-1377)
Drei Balladen
S‘amours ne fait par sa grace adoucir – Biauté qui toutes autres pere – Dame, ne regardes pas

Orlando Gibbons (1583-1625)
2 Fantasias à 2: Nr.4 & Nr.5

Tobias Hume (um 1579-1645)
Zwei Solo-Ayres: Life - Touch me lightly
Zwei Ayres a2: A mery conceit – The Earle of Montgomeries delight

Michael Praetorius (c.1571 – 1621)
Wachet auf, ruft uns die Stimme – Puer natus in Bethlehem

Christopher Simpson (1602-1669)
Prelude – Division

Matthew Locke (1622-1677)
Suite in c: Fantazie – Fantazie – Courant – Fantazie – Fantazie -Sarabande

Louis Heudelinne (um 1680- nach 1705)
Suite in d: Prelude – Courante – Gigue - Rondeau

François Couperin (1668-1733)
Treizième Concert: Vivement – Air. Agréablement - Sarabande.Tendrement – Chaconne Légère

Aktuell

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Vorschau

237. Eleven-Eleven Matinee
Sonntag, 04. Jan 2026, 11:11 Uhr

Weihnachtliches Konzert zum neuen Jahr
GAUDEAT TERRA, JUBILENT MONTES
Werke von Ucellini, Fontana, Carissimi, Castello u.a.

Tatianan Flickinger (Blockflöte),
Beate Kiechle (Sopran),
Anna Zimre (Viola da Gamba), 
Helmut Weigl (Arciliuto)

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Vorschau 2026

11-11-Matineen 2026, 1. HJ (PDF)

(Stand Dezember 2025)